Neues Denken für eine Welt im Umbruch

Zum Tode von Hans-Peter Dürr

„Ein Baum, der fällt, macht mehr Lärm, als ein Wald, der wächst.
Lasst uns deshalb dem wachsenden Wald lauschen!“
(eine von Hans-Peter Dürr oft zitierte tibetische Weisheit)

Eine der großen Gestalten der Gegenwart ist aus dem Leben gegangen. Hans-Peter Dürr, Quantenphysiker und Philosoph, Brückenbauer zwischen Naturwissenschaften und Spiritualität, Zukunftsdenker und zivilgesellschaftlicher Aktivist, Träger des alternativen Nobelpreises und mit der Wissenschaftler-Vereinigung  PUGWASH auch Friedensnobelpreisträger, ist im Alter von 84 Jahren nach langer Krankheit in München gestorben.

Das letzte Vierteljahrhundert seines Lebens war es ihm ein zentrales Anliegen, mit der von ihm gegründeten Initiative „Global Challenges Network (GCN) die weltweiten Antworten auf die bedrohlichen Herausforderungen der Gegenwart in einem globalen Netzwerk zu verbinden.

Vordenker der Friedensbewegung

Sein Einfluss auf Kultur und Politik in München, Deutschland und der ganzen Welt war immens. Als Vordenker der Friedensbewegung konnte der Atomphysiker mit wissenschaftlichen Argumenten der Aufrüstung entgegentreten und die Gefahren der Nukleartechnik aufzeigen. Als Netzwerker verband er weltweit Wissenschaftler gegen die US-amerikanische Rüstungsinitiative „Star Wars“ und ihrem im Weltraum geplanten Abwehrschild und trug so dazu bei, die Rüstungsspirale zu bremsen.

Als wortgewandter Kritiker von gefährlichen technologischen Megaprojekten prägte er das Verständnis von Nachhaltigkeit und Zukunftsforschung. Als Aktivist und Mitgestalter bei Greenpeace, zahlreichen internationalen Vereinigungen wie dem „Worldwatch Institute“ oder dem „World Future Council“ gestaltete er den globalen zivilgesellschaftlichen Kampf für eine „bessere Welt“.

Als Brückenbauer zwischen Naturwissenschaft und ganzheitlichen Weltbildern arbeitete er mit an der Entstehung eines neuen ganzheitlich-systemischen Weltbildes. Als engagierter Wissenschaftler appellierte er immer wieder an seine Kollegen, Verantwortung zu übernehmen und ihr wachsendes Wissen für die Zukunftsfähigkeit einzusetzen, anstatt die Zerstörung der Welt zu beschleunigen.

Passionierter Grenzgänger

Hans-Peter Dürr bot als Denker, Wissenschaftler, Aktivist und selber Suchender vielen Menschen eine Orientierung und wurde mit zunehmendem Alter immer mehr zu einer moralischen Instanz in einer zunehmend krisengeschüttelten Welt. Auch wenn er die Grenzen der Physik als akademische Disziplin immer wieder überschritt, sprach der Quantenphysiker und Alternative Nobelpreisträger Hans-Peter Dürr immer auch als Naturwissenschaftler.

Sein Antrieb, Physiker zu werden und insbesondere zu den Atomen, den Atomkernen und Elementarteilchen hinabzusteigen, entsprang nach Krieg und Zusammenbruch dem Wunsch, „zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält“. Dass Hans-Peter Dürr auf dem Wege hinunter „ins Innerste der Welt“ nicht nur „Philosophen“ wie dem Nobelpreisträger Werner Heisenberg begegnete, sondern mit Edward Teller auch Kernphysikern, die Atombomben bauten, war nicht seine Absicht. Es war aber Grund und Anlass für ihn, ein „passionierter Grenzgänger“ zu werden. Ihm wurde die Ambivalenz der Forschung deutlich: dass tiefe Einsichten auch unmittelbar zu Kenntnissen führen, die unsere Lebenswelt einschneidend verändern, ja sie zerstören können.

Die Erkenntnisse aus der modernen Quantenphysik, die in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts das naturwissenschaftliche Weltbild revolutioniert haben, jedoch bislang spurlos in unserem Alltagsverständnis von Natur geblieben sind, wiesen für ihn den Weg in die Zukunftsfähigkeit. Dieses „Neue Denken“ mit den darin enthaltenen konstruktiven Gestaltungsmöglichkeiten zu vermitteln – das war sein Anliegen.

Welt als Beziehung

Dies „neue Denken“ bedeutet die Überwindung des materialistischen Weltbilds durch die Erkenntnis der Quantenphysik, dass Materie nicht aus Materie aufgebaut ist. Bei der Suche nach dem „Kern“ der Materie entdecken wir eine Welt, die in der Deutung von Hans-Peter Dürr mehr dem Geistigen ähnelt: eine Welt voller Möglichkeiten – ganzheitlich, offen, lebendig. Auch wir Menschen sind, so Dürr, „nicht Teile einer Wirklichkeit, sondern beteiligt an einer Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit wird in jedem Augenblick neu geschaffen, und so bereichert jeder kreative Beitrag von uns die Wirklichkeit unserer Zukunft.“

Hans-Peter Dürr wurde in seinen zahllosen Vorträgen und Schriften nicht müde zu erklären, dass in der Natur alles mit allem auf höchst subtile Weise zusammenhängt und es daher gilt, aus dieser universellen Verbundenheit heraus zu denken und zu handeln. „Wir denken immer noch in den Strukturen des 19. Jahrhunderts und kleben an der Illusion, dass es mit List und Tücke gelingen wird, die Welt in den Griff zu bekommen. Wir haben lange genug an den Ästen gesägt, auf denen wir sitzen. Jetzt wird es Zeit, unseren Platz im Ganzen der Natur neu zu definieren und uns endlich als Teil eines Gesamtprozesses zu verstehen und damit die Chance zu ergreifen, dass jeder und jede von uns einen Teil dazu beitragen kann, das Lebendige lebendiger werden zu lassen.“

Hans-Peter Dürr begeisterte und ermutigte. Er machte Mut zu einem anderen Denken, Mut zu einem anderen Leben. Die Zukunft ist offen, lautete sein Credo – alles ist gestaltbar.

Netzwerke der Zukunft

Ihm gelang es in Vorträgen und Gesprächen, mit seiner bilderreichen Sprache diese abstrakten, von der neuen Physik gespeisten Einsichten verständlich darzulegen und deren Konsequenzen für den politischen und persönlichen Alltag aufzuzeigen. Für ihn war die Zeit reif für einen gesellschaftlichen Wandel. Er selbst wollte aktiv diesen Wandel vorantreiben und gründete 1987 sein Global Challenges Network (GCN e.V.), damals ein fast unverständlicher Name für eine Initiative. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen und die globalen Herausforderungen waren im Kalten Krieg eingefroren.

Doch Hans-Peter Dürr war Weltenbürger und ein genauer Beobachter. „Es ist ein zunehmender Prozess der Vernetzung von Initiativen und der Kooperation zwischen ihnen zu beobachten. Was entsteht, ist ein lebendiges Netzwerk. Wichtig wird sein, ob es uns gelingt, eine „kritische Masse“ zu werden, um wirklich einen Prozess in Gang zu setzen und wir nicht einzelne Rufer in der Wüste bleiben. Diese Lernprozesse sind langsam, aber wir dürfen nicht die Geduld verlieren“.

Deswegen gründete er GCN. Die digitale Vernetzung nahm an Fahrt auf. Aus seiner Vision eines globalen Netzwerkes, dass sich den vielen aktuellen Herausforderungen stellt, ist heute die Internetplattform WorkNet:future entstanden – eine stetig wachsende und anschauliche Enzyklopädie von zukunftsfähigen Initiativen und deren Projekten.

Hans-Peter Dürr hat in seinen letzten Lebensjahren diese Verwirklichung seiner Vision begeistert begleitet. Weil er immer unerschütterlich daran festgehalten hat, dass es außerhalb der von Menschen behaupteten Macht und konstruierten Ordnung auf unserem Globus noch etwas anderes gibt: eine realisierbare Vision einer solidarischen, achtsamen Gesellschaft. Lokale und weltumspannende Netzwerke bilden deshalb ein spürbares Gegengewicht zu globalen Irrungen und bereiten den nachhaltigen Umbau unserer Zivilisation vor. Seine Organisation GCN wird weiter an der Sichtbarmachung des globalen Engagements arbeiten.

 

München, den 19. Mai 2014

Frauke Liesenborghs, Geschäftsführung GCN e.V
Dr. Geseko von Lüpke, Vorstand GCN e.V. / Publizist / Journalist
Dr. Manuel Schneider, Geschäftsführung oekom e.V. und Selbach-Umwelt-Stiftung

 

Trauerrede Konstantin Wecker,

Liedermacher

Liebe Sue, verehrte Familienangehörige, liebe trauernde Freundinnen und Freunde des geliebten Hans-Peter Dürr,

es ist lange her, dass ich Hans-Peter zum ersten Mal etwas länger und sozusagen privat begegnen durfte. Es war bei einer Veranstaltung des IPPNW - die internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs. Er sprach dort, ich sang und anschließend hatten wir etwas Zeit, weil jeder auf seinen Anschlusszug warten musste. Ich war nervös und verschüchtert, sein Vortrag hatte mich stark beeindruckt und ich wollte so vieles fragen, hatte aber ganz schön Bammel davor, als Laie mit dem großen und bewunderten Wissenschaftler über Physik zu reden.

Es wurde diese Stunde eine der eindrucksvollsten Stunden meines Lebens und, wie ich glaube, der Beginn einer Freundschaft. Selten hat mir jemand so schnell die Scheu genommen, mich in sein Herz geschlossen und noch nie hat mir ein Wissenschaftler so leidenschaftlich das Gefühl vermittelt, dass seine Wissenschaft kein Geheimwissen sei, das er nur mit einigen Kollegen zu teilen gedenke, sondern dass seine Erkenntnisse den Menschen, allen Menschen geschenkt werden sollen. Er kam mir vor wie ein Pianist, dem unverständlich scheint, dass irgendjemand dieses Instrument nicht beherrscht. Ja, je mehr ich darüber nachdenke, kam mir Hans Peter eigentlich eher wie ein Musiker vor. Ein Musiker, dem aus purer Liebe zur Musik und zu den Menschen die Melodien entströmen.

Es waren wahre Gedankenfluten, die sich über den erstaunten Zuhörer ergossen und immer war die Liebe zum Lebendigen, zum Leben, zu den Menschen der Quell aus dem sie flossen. Empathie, die in unserer Gesellschaft zunehmend so schmerzlich vermisst wird, Empathie hast du gelebt, lieber Hans Peter. Ich habe dich oft still beobachtet und du hattest eine Eigenschaft, die man in dieser liebelosen Welt nicht hoch genug einschätzen kann: Wer auf dich zu ging und etwas wissen wollte wurde von dir - egal welchen gesellschaftlichen Rang er hatte, ob er oder sie berühmt war oder bettelarm, ob Taxifahrer oder Universitätsprofessor- jeder wurde von dir ernst genommen. Du hast den Menschen in die Seele gesehen, denn die Schale zählte nicht für dich. Und dadurch konntest vielen einen Wert angedeihen lassen, den sie sich vielleicht selbst noch gar nie zugestanden hatten. Du hast dein Gegenüber nie erniedrigt, weil du dich nie erhöhen musstest.

Du warst, du bist groß. Ein großartiger Mensch. Es ist schrecklich den Freund und Ratgeber zu verlieren. Du hast mich mit vielen Fragen allein gelassen und ich weiß im Moment nicht, an wen ich mich wenden kann. Die Lücke, die du hier auf Erden hinterlässt ist kein Lücke. Sie scheint mir eher ein schwarzes Loch zu sein. Aber wir haben deine Worte, Bücher, Erkenntnisse, Lebensweisheiten die uns weiter tragen werden.

Und dein Lachen. Unvergessen als du einem jungen etwa vorlauten Journalisten verschmitzt die Antwort gabst: „Junger Mann, im Gegensatz zu Ihnen, weiß ich, dass es Materie gar nicht gibt.“ Ich liebte dieses Lächeln, das solche Sätze umrahmte, es war kein hochmütiges Lächeln, kein bisschen arrogant. Eher aufrichtig bedauernd, dass du nicht die Zeit hattest, dein Gegenüber restlos zu überzeugen. Als Botschafter der „Kultur des Friedens“ möchte ich herzlichste Anteilnahme von Henning Zierrock und Heike Hänsel übermitteln. Beide können nicht hier sein, weil sie in Sarajevo als Friedensarbeiter tätig sind.

Liebe Sue, es tut mir unendlich Leid, dass ich in Athen nicht mit dabei sein konnte, es muss eine glückliche Zeit für euch gewesen sein und ich soll auch von Mikis Theodorakis sein Beileid übermitteln. Der Künstler Mikis und der Wissenschaftler Hans-Peter Dürr waren und sind ein Grundpfeiler der Kultur des Friedens.

Zum Schluss möchte ich noch ein Gedicht verlesen, das ich vor zwei Jahren Hans-Peter gewidmet habe. Ich glaube, er kannte es gar nicht, denn es ist noch nicht veröffentlicht. Es ist die Idee der Materie als „Gefrorenes Licht“ - ein Satz von ihm, den er mir einmal eher beiläufig gesagt hat und ohne den dieser Text nie entstanden wäre.

Wenn durch den Dom von sommergrünen Bäumen
die Lichter wie ein Segen niedergehn
und als Kristalle in den Zwischenräumen
von Laub und Ast und Himmel stehn,
da ahnst du, dass, was scheinbar fest gefügt
und uns sich als die Wirklichkeit erschließt,
nichts als ein Bild ist, das sich selbst genügt,
durch das verträumt ein großer Atem fließt.

Du magst es greifen, du begreifst es nicht –
was du auch siehst ist nur gefrorenes Licht.
Wenn sich in solchen seltnen Stunden des Daseins Schönheit leise offenbart,
weil sich - sonst nie so leicht verbunden, das Ahnen mit Erleben paart,
dann zögre nicht, dich zu verwandeln.
Nimm diese Stunde tief in dich hinein.
So aus der Zeit erübrigt sich das Handeln
und in der Leere offenbart sich erst dein Sein.
Du magst es greifen, du begreifst es nicht –
was du auch siehst ist nur gefrorenes Licht

Lieber Freund, lieber Hans-Peter Dürr, ich bin mir ganz sicher, dass du auch jetzt, nach deinem leiblichen Tod, das „Lebendige lebendiger werden läßt.“

 

Dr. Geseko von Lüpke

Publizist, Journalist, GCN-Vorstand

Ich stehe hier vor Ihnen und bei Dir, Hans-Peter und bin dankbar für ein Vierteljahrhundert. Du, Hans-Peter, warst mir in dieser Zeit Mentor, Lehrer, Ältester, Welterklärer, Ermutiger, Interviewpartner und Wegweiser. Und in den letzten Jahren auch so etwas wie ein Kollege im Vorstand von GCN – Global Challenges Network – wo wir uns getroffen haben, als Liebhaber dieser Erde und der gemeinsamen Absicht, etwas gegen die „Callenges", die Herausforderungen, zu tun, die nur scheinbar – wie Du mir immer wieder sagtest – die Erde bedrohen, ganz sicher aber uns, die Menschen.

Vielleicht warst Du mir das, was Dir Hannah Arendt war, die Du in den 50ern in Kalifornien trafst, die Dich aus der verzweifelten Apathie riss und Dir sagte: „Du musst Dich einmischen! Sonst bist Du mit schuldig an dem, was passiert!“ Das war ein Motto, das Du an mich weitergegeben hast. Damit hast Du meinem Leben einen Sinn gegeben und immer wieder nachgelegt. Dafür danke ich Dir, auch im Namen aller, die Du auf diesen Weg schicktest mit der Kraft Deiner Liebe.

Du warst mir ein Lehrer, Welterklärer und Ermutiger, habe ich gesagt und öffne damit eine große Schatzkiste an Metaphern, die Du in der Welt verteilt hast. Du wurdest nicht müde, uns allen immer wieder einzuschärfen, dass der allerkleinste Impuls das Große Ganze beeinflussen kann. Hast uns mit Ameisen verglichen und Wirks", die unscheinbar sind, aber große Systeme unterwandern und heimlich von innen übernehmen können. Immer wieder Dein Appell, dass gerade das Allerkleinste, das Quantum, Großes wandeln kann. Ich erinnere mich an Deine kindliche Freude am Dreigelenk-Pendel, wenn der Moment kam, wo sich entschied, ob der äußere Arm nach links oder rechts kippen würde und Du wusstest, es waren letztlich die minimalsten Quanteneffekte, die den entscheidenden Impuls gaben. Du warst ein praktizierender Chaosforscher, manchmal vielleicht auch Chaot, der alle aufforderte, der Schmetterling zu sein, der den Sturm des Wandels auslösen kann. Und ich danke Dir für die ‚Denkstürme‘, die Du damit in mir und anderen auslöstest.
 
Und die Ermutigung, die darin lag, sich ewig sicher sein zu können, dass auch unsere kleinsten Handlungen Folgen haben würden im Lebensnetz des großen Ganzen. Resignation ausgeschlossen – bis über den Tod hinaus. Sagtest Du mir doch mal:
 

„Alles, was ich denke, verändert den Hintergrund. Und wenn ich sterbe, bin ich selbstverständlich nicht mehr getrennt vom Anderen. Das heißt ich habe kein Bewusstsein mehr, aber das, was ich gedacht habe, ist im Hintergrund aufgehoben. Nicht mit einem Schild „Herr Dürr hat das gedacht!“.

Aber es hat sich sozusagen vermengt, es hat das Gesamte beeinflusst als Information und steckt darin.“ Es steckt darin und steckt in uns! Und wir mengen weiter!

Ich erinnere mich an deine wunderbare Metapher von den Schaumkronen, die wir auf dem aufgewirbelten Meer erkennen können und wissen, dass sie Ausdruck der gewaltigen Dynamik eines ganzen Ozeans sind. Aber doch in der Realität des Alltags immer wieder vergessen, dass die Materie, die wir sehen, die Taten die wir tun, immer nur sichtbare Schaumkronen eines schöpferischen Universums sind.

Mit Deinen Metaphern hast Du unvorstellbares Vorstellbar gemacht und Wunder sicht- und fühlbar werden lassen, ja, Schöpfungsgeschichte neu geschrieben. Ich erinnere mich an Deinen letzten großen Metaphernwurf, mit dem Du die Schöpfung aus den Urzeiten der Vergangenheit radikal in das Hier und Jetzt holtest, als Du sagtest: Es gibt nicht den ‚Großen Bang‘, den Urknall. Es knallt ununterbrochen. Und wir sind die, die knallen. Und das Zusammenwirken von diesen Knallen gibt die weitere Entwicklung vor. Und dann wird – egal was Du tust - auf einmal alles wichtig.

Du musst nur Deine Fähigkeiten entwickeln und sehen, wie Du die in das Ganze einfügen kannst, dass Du auch eines von diesen Bangs" wirst. Das war am Ende Deines Lebens. Wo Dein Bang" sich schon erfüllt hatte. Und wo Du ganz nebenbei formuliertest, dass es um die Entfaltung des Potentials jedes Einzelnen geht, um die Schöpfung fortzusetzen. Und uns zum knallen" aufforderst.

Am Ende Deines Lebens hatte Dein Geist einen weiten verstehenden Blick auf das Universum. Und doch war es so komplex, dass Dir die Worte für das fehlten, was Dein Geist verstehen konnte. Das war als wäre Dein Intellekt erleuchtet, und als käme Deine Seele nicht mehr hinterher.

Bei unserem letzten Spaziergang im Englischen Garten saßt Du mit weit offenen Armen im Rollstuhl und hast gesungen. Da war die Seele angekommen. Vor Jahren hast Du mir – das als letztes Bild – erklärt, wie wir auf die Realität schauen und nie die Wirklichkeit sehen. Wir leuchten mit der Taschenlampe ins dunkle und halten das für Realität, was im Lichtkegel aufscheint. Und die machtest den Vorschlag: Macht doch mal das Licht aus, dann seht ihr viel mehr.

Du hast die Augen geschlossen für die Realität. Und ich wünsche Dir, dass Du jetzt die Wirklichkeit siehst!

Vielen Dank!

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